Ein Haus für alle Lebenslagen: Mögliche Umbaumaßnahmen für bedarfsgerechtes Wohnen

Svenja Nehmet Svenja Nehmet
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Das eigene Haus ist eine Entscheidung fürs Leben und wer baut, plant für Jahrzehnte darin zu wohnen. Doch die Devise „unverhofft kommt oft“ gilt leider auch für die Wohnraumplanung. Wer als junger, vitaler Mensch in die eigenen vier Wände zieht, kann nicht ausschließen, dass eine Krankheit, ein Unglücksfall oder das fortschreitende Alter seine Mobilität einschränkt und seine Bedürfnisse an den Wohnraum verändert. Ist dann ein Umzug unausweichlich? Nicht unbedingt: Wer das Haus durch einen Umbau den neuen Erfordernissen anpasst, kann sich weiterhin bequem darin bewegen und erhöht seine Lebensqualität. Im Folgenden stellen wir gängige Umbaumaßnahmen vor.

Was vorab zu klären ist

Das eigene Haus zukunftsfähig zu machen, bedeutet für jeden Hausbewohner etwas anderes. Neben dem Zweck des Umbaus müssen im Vorhinein auch die Dimension und der finanzielle Rahmen geklärt werden. Gerade der Umbau für altersgerechtes Wohnen bringt zahlreiche Fragen mit sich, die im Vorhinein geklärt werden sollten.

Was soll passieren? 

Planen wir einen barrierefreien Umbau fürs Alter oder mehr Raum für zukünftigen Nachwuchs? Hausbesitzer sollten sich in erster Linie fragen, welche Bedürfnisse ihnen in den nächsten Jahren entstehen könnten. Viele Ansprüche lassen bündeln: So kann eine abgetrennte Einliegerwohnung als Refugium für den jugendlichen Nachwuchs dienen, über Vermietung das Gehalt aufbessern oder ein Übergangswohnsitz für erwachsene Kinder auf Jobsuche sein. 

Wie groß wird das Projekt?

Den räumlichen und zeitlichen Umfang einer Umbaumaßnahme sollten Hausbesitzer abstecken, bevor sie loslegen. Falls mehrere Wände eingerissen werden sollen und viel Dreck entsteht, wird womöglich ein Umzug für die Umbauzeit nötig: entweder auf eine andere Etage oder gar in ein externes Übergangsheim.

Wie wird der Umbau finanziert?

Für den Umbau zur Barrierefreiheit bieten sich diverse Förderprodukte der KfW an. Als Kredit mit günstigem Zinssatz werden Hausbesitzern, die ihr Heim umrüsten wollen, bis zu 50.000 Euro bewilligt (KfW Kredit 159). Gleichzeitig fördert der Bund Umbauprojekte mit einem Zuschuss von bis zu 6250 Euro (KfW Zuschuss 455 B). Der Haken: Für das Jahr 2021 sind die Mittel aufgrund des gestiegenen Bedarfs in der Bevölkerung bereits ausgeschöpft; eine Antragsstellung ist wahrscheinlich ab 2022 wieder möglich. Darüber hinaus ist es aktuell möglich, einen Zuschuss für Maßnahmen zu gesteigerten Einbruchssicherheit der eigenen vier Wände zu beantragen (KfW Zuschuss 455 E). Maximal 1600 Euro können Hausbesitzer hier unter anderem dafür verwenden, Smart-Home-Elemente zu installieren, die die Sicherheit im Gebäude erhöhen.

Wer nicht nur umbauen will, sondern sein Haus energieeffizienter machen, der hat ebenfalls Anspruch auf Förderprogramme der KfW, z.B. einen Kredit von bis zu 150.000 Euro (KfW Kredite 261, 262) und einen Zuschuss von bis zu 75.000 Euro (KfW Zuschuss 461)

Tipp: Wer sein Haus im Sinne der Barrierefreiheit umbaut, kann die Kosten dafür als außergewöhnliche Belastung steuersenkend geltend machen.

Mehr Mobilität im Eigenheim

Schon eine Sportverletzung an Knöchel oder Knie reicht oft aus, um den Betroffenen in seiner Mobilität deutlich einzuschränken. Auf Krücken erlebt dann jeder sein gewohntes räumliches Umfeld als deutlich unkomfortabler und kann sich vorstellen, welche Schwierigkeiten im Seniorenalter vielleicht auf ihn zukommen. Rollstuhlfahrer stellen noch einmal höhere Ansprüche an barrierefreie Räume. Was lässt sich im eigenen Haus tun, damit sich mobilitätseingeschränkte Bewohner bequem darin bewegen können?

1) Größere Räume

Jeder Raum sollte im Zentrum genug Fläche für den Drehkreis eines Rollstuhls bieten; das sind etwa 1,20 bis 1,50 Meter im Quadrat. Diesen Anspruch erfüllen gerade die funktionalen Räume wie Bad und Küche meist nicht von Vornherein. Eine Lösung für schmale Küchen bietet ein Wanddurchbruch zum Wohnzimmer und die Gestaltung einer offenen Küche.

2) Schwellenlosigkeit und Rampen

Hohe Türschwellen als Stolperfallen zu beseitigen, zahlt sich für jeden Bewohner (z.B. auch für Kinder) aus und mindert das Sturzrisiko. Wenige Treppenstufen innerhalb der Wohnung oder zur Eingangstür lassen sich durch Rampen ersetzen. Wo Treppen nötig sind, sollte man sie zumindest beidseitig mit Handläufen ausrüsten. Eine breite Treppenkonstruktion ermöglicht später die Installation eines Treppenlifts. Eine Alternative zur Treppe bietet ein Hauslift, der einen Deckendurchbruch abseits des Treppenhauses braucht. Dieser Lift ist selbsttragend konzipiert, sodass er keinen vorgebauter Betonschacht erfordert.

3) Breite Türen

Die DIN 18040 schreibt eine Mindestbreite von 90 Zentimetern für die Türen im barrierefreien Wohnraum vor. Bauherren sollten auch vor, hinter und seitlich der Tür genügend Bewegungsraum einplanen, sodass Rollstuhlfahrer rangieren können und das Türblatt sich weit öffnen lässt. Bei kleineren Räumen wie Bad und Küche sollte sich die Tür nach außen öffnen lassen. Schiebetüren schaffen hier zusätzlichen Platz und bieten mehr Komfort für Rollstuhlfahrer.

4) Bodenbeläge

Polierter Naturstein, glänzende Fliesen und glattes Laminat können eingeschränkten Hausbewohnern gefährlich werden – insbesondere, wenn die rutschigen Bodenbeläge auf Treppen und Rampen verlegt sind. Hier bieten sich eher rutschhemmende Vinyl- oder Teppichböden an.

5) Flexible Möblierung

Unterfahrbahre Arbeitsflächen, Kochfelder, Spül- und Waschbecken machen es Rollstuhlfahrern bequemer, in Küche und Bad zu agieren. Höhenverstellbare Arbeitsplatten und Tische in Küche, Wohnzimmer und Arbeitszimmer passen sich den individuellen Bedürfnissen mehrerer Bewohner (auch denen von Kindern) an.

6) Gut erreichbare Installationen

Wer sämtliche Lichtschalter, Türgriffe, Rolladensteuerelemente und Heizkörperthermostaten auf etwa 85 Zentimeter Höhe montiert, garantiert, dass man sie auch im Rollstuhl sitzend noch erreichen kann. Dasselbe gilt für Steckdosen. Hier sollten Bauherren eher mehr Steckdosen planen als zu wenig. So vermeidet man den Kabelsalat mit Mehrfachsteckdosen, der die Stolpergefahr und die Verletzungsgefahr für Kinder erhöht.

7) Smart Home für mehr Komfort

Ob Jalousien, Heizungen, Küchengeräte oder Licht – beinahe jedes Element der Haustechnik lässt sich heutzutage in ein Smart Home System integrieren und per Fern- oder Sprachsteuerung bedienen. Diese Option erhöht die Lebensqualität von Hausbewohnern mit und ohne Handicap.


Mehr Platz schaffen

Wie lässt sich mehr Raum schaffen, wenn das Haus schon lange steht? Die folgenden Ideen zeigen es:

1) Grundrissveränderungen

Gerade Betonreihenhäuser sind im Innern oft mit Leichtbauwänden strukturiert und erlauben eine komplette Neuaufteilung der Räume. Damit schafft man zwar keine zusätzlichen Quadratmeter, aber kann den vorhandenen Platz unter Umständen klüger ausnutzen.

2) Flure wohnlich nutzen

Atriumhäuser verfügen häufig über einen langen Flur mit großen Fenstern. Hier können schöne Essplätze, Lese- und Spiel-Ecken geschaffen werden.

3) Einliegerwohnungen abtrennen

Wenn die Kinder älter werden, profitieren sie (und ihre Eltern) von ihrem eigenen abschließbaren Reich im Elternhaus. Denkbar ist eine Einliegerwohnung im Ober- oder Dachgeschoss, bzw. ausgebaute Räume im Souterrain. Die Wohnung sollte auch im Hinblick auf eine spätere Vermietung ein eigenes Bad besitzen und die Möglichkeit, eine Küche zu installieren. Das wichtigste Element ist der separate Eingang über ein gemeinsames Treppenhaus oder von außen. Einliegerwohnungen im Obergeschoss kann man auch über eine Außentreppe über die Terrasse zugänglich machen.

4) Dachgeschoss ausbauen

Wo es noch nicht passiert ist, lassen sich Räume unter dem Dach in Wohnraum umgestalten. Dabei hilft der Einbau einer Gaube: Sie lässt Platz unter steilen Dachschrägen entstehen.

5) Anbau in den Garten

Gerade Häuser auf Eckgrundstücken sind prädestiniert für einen Anbau, da sie neben der Gartenseite und dem Eingang noch eine weitere Seite mit breiterem Grundstücksstreifen besitzen. 

6) Mehr Stauraum schaffen

Maßgeschneiderte Einbauschränke helfen dabei, ungenutzte Winkel unter Dachschrägen oder Treppen komplett auszunutzen. Wer Dinge hier lagert, räumt mehr Platz im restlichen Haus frei.

Wohnraum clever nutzen

Wenn Familien wachsen, wird es schnell eng in den eigenen vier Wänden. Doch das Gegenteil ist in Deutschland weit häufiger die Regel: Wir wohnen durchschnittlich auf mehr Platz als wir brauchen. Was tun, um Räume nicht leer stehen zu lassen?

Deutsche wohnen immer großzügiger

Die Deutschen benötigen immer mehr Wohnfläche – dies melden die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes. Allein im vergangenen Jahrzehnt ist die genutzte Wohnfläche hierzulande um 5,6 Prozent gewachsen; eine deutsche Durchschnittswohnung misst aktuell stattliche 92 Quadratmeter. Pro Kopf bewohnen wir 47 Quadratmeter, wobei es einen Unterschied macht, wie viele Personen der Haushalt zählt. Deutsche Singles leben im Mittel sogar auf 68 Quadratmetern Wohnfläche und treiben den Trend zu größeren Wohnungen voran. Denn parallel zur Zahl der Einpersonenhaushalte wuchs in der Vergangenheit auch die Durchschnittsgröße deutscher Neubauwohnungen. 

Senioren haben Raum im Überfluss

Doch nicht nur viele Singles in großzügigen Neubau-Appartements befeuern den Trend zur Maxi-Wohnung, auch viele Rentner leben in überdimensionierten Häusern. Der Grund: Nachdem die Kinder aus dem Haus sind, stehen ehemaligen Kinderzimmer leer. In der flexiblen Berufswelt von heute zieht der erwachsene Nachwuchs in der Regel weit weg; kaum eine Großfamilie bewohnt ein Generationenhaus. Der Generation der über 75-Jährigen stehen deshalb durchschnittlich 78 Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Viel Raum, der oft größtenteils leer steht.

Wohnungstausch für den Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit

Ältere haben Wohnraum im Überfluss, während auf dem Wohnungsmarkt vieler Städte ein Mangel herrscht und gerade kinderreiche Familien kaum geeignete Wohnungen finden. Dieses Ungleichgewicht fördert nicht nur die soziale Ungerechtigkeit, sondern schadet auch der Umwelt: Immerhin treibt der Wohnraummangel auf dem freien Markt auch den Bedarf an klimabelastenden Neubauten in die Höhe. Verbände wie der BUND und der Paritätische Wohlfahrtsverband fordern daher für Großstädte eine Wohntauschbörse, in der etwa Senioren, junge Familien und Studenten ihren Wohnraum umverteilen, falls sich die Bedürfnisse ändern. Denkbar ist der Tausch vom zu groß gewordenen Eigenheim gegen die kleinere Stadtwohnung oder die Untervermietung einzelner Zimmer an Studenten. In Hamburg wurde das Projekt bereits umgesetzt: Hier ermuntert das kommunale Wohnungsunternehmen SAGA seine Kunden zum


Im Eigenheim: Räume mit neuen Funktionen schaffen







  




Für ein kombiniertes Wohn- und Esszimmer veranschlagt man heutzutage rund 30 bis 40 Quadratmeter; mindestens sieben zusätzliche Quadratmeter kommen hinzu, wenn eine offene Küche ins Wohnzimmer übergeht. Die Küche sollte als abgeschlossener Raum nicht kleiner als 10 Quadratmeter sein; eher 15 bis 20 m² braucht es für eine Kochinsel im Zentrum des Raumes. Wichtig: Die Strecke zwischen Küchenzeile und Kochinsel sollte im Minimum 1,20 Meter messen, damit sich die Türen gut öffnen lassen. 

Kinderzimmer sind mit 15 Quadratmetern gut bemessen, doch der Nachwuchs freut sich natürlich über zusätzlichen Raum, je älter er wird. Hier stellt sich die Frage, ob Eltern den jugendlichen Kindern irgendwann ihr eigenes Reich abtrennen können: z.B. in der eigenen Dach-Etage samt Duschbad. Schlafzimmer brauchen in der Regel nicht mehr als 15 Quadratmeter, aber sollten immer über eine gerade Wand von mindestens 3 Metern Länge verfügen, um einen großen Kleiderschrank aufzustellen. Für das Bad sehen viele Baupläne eine Mindestgröße von 8 Quadratmetern vor. Gerade in den Nassräumen sollten Bauherren mit dem Platz nicht geizen, denn enge Bäder sind für den Anspruch der Barrierefreiheit besonders problematisch. Im Idealfall wird das Bad von Vornherein mit bodentiefer Dusche und Raum für einen Rollstuhldrehkreis geplant.

Flexibilität im Grundriss

Wenn die Grundstücksfläche es erlaubt, ist die Planung eines Hauses mit möglichst wenigen Etagen am zukunftsweisendsten und der ebenerdige Bungalow der Idealfall. So vermeiden die Bewohner den Ernstfall, in dem jemand so eingeschränkt ist, dass er Treppen nicht mehr begehen kann. Wer dann noch leichte Trennwände anstatt massiver Mauern zur Raumaufteilung nutzt, hat später die Möglichkeit der flexiblen Grundrissumgestaltung. 

Umbaumaßnahmen nicht auf die lange Bank schieben

Den Umbau zum barrierefreien Eigenheim schon früh in die Hand zu nehmen, hat mehrere Vorteile: Wer dafür einen Kredit beansprucht, kann längere Laufzeiten vereinbaren und profitiert aktuell von einem niedrigen Zinssatz. Darüber hinaus senken barrierefreie Räume auch das Verletzungsrisiko für (Klein)Kinder. Vitale Großeltern tun auf diese Weise etwas für ihre Enkel, bevor sie selbst von der Umgestaltung des Hauses profitieren, und auch junge Familien machen nichts falsch, wenn sie ihr Haus schon beizeiten altersgerecht umbauen. Schließlich schaffen barrierefreie große Räume auch eine großzügige Atmosphäre, in der sich jeder in jeder Lebensphase wohlfühlen kann.

Fazit: Die vier Wände an die eigenen Bedürfnisse anpassen







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